Montag, 15. August 2011

Chaos Communication Camp - Erfahrungsbericht

Nachdem ich gestern Abend von 7 Tagen Chaos Communication Camp heimkam, fasse ich die letzten 7 Tage nun mal etwas zusammen. Das CCCamp war einfach eine mega Erfahrung, sofern möglich werde ich auch nächstes mal wieder dabei sein.

Offiziell ging das Camp ja nur vom Mittwoch den 10. August bist Sonntag 14. August, jedoch bin ich bereits am 7. August angereist, um als Engel (aka. Helfer) beim Aufbau zu helfen.


Angereist bin ich mit dem Zug, nach 6 Stunden Fahrt war ich froh, dass ich nicht auch noch vom Bahnhof in Eberswalde mit dem Bus zum Campgelände in Finowfurt fahren musste, sondern mich 2 meiner Villagemitbewohner abgeholt haben (Danke nochmal dafür!).
Bereits bei meiner Ankunft am Sonntag Nachmittag auf dem Campgelände war einiges los, die ersten Zeltstädte standen bereits, und jede Menge wurden gerade aufgebaut. Etwas überrascht war ich von den Flugzeugen, Hubschraubern und Panzern, die mich überall auf dem Gelände verteilt erwarteten, welche Ausstellungsstücke des Museums waren, auf dessen Gelände das Camp stattfand.

Nachdem ich mein Zelt aufgebaut hatte, und die Bewohner meines Villages, die ich bisher nur über Twitter kannte, kennengelernt habe, haben wir uns direkt jemand gesucht der uns Arbeit zugeteilt hat. Die nächsten ~3 Stunden haben wir dann mit dem Verbuddeln von Glasfaser- und Stromkabeln verbracht, damit die Infrastruktur des Geländes schnell verfügbar war.

Der Vorteil des Helfens ist, dass man während des gesamten Camps kostenlos Frühstück und Abendessen bekommt (welches wiederum von anderen Engeln zubereitet wurde, die einen echt guten Job gemacht haben!).
Keiner muss 24/7 dort helfen, sodass man problemlos genügend vom Camp mitbekommen kann. Einer meiner Mitbewohner und ich haben beispielsweise im Campverlauf immer mal kleinere Arbeiten übernommen (LKW ausladen, etc.) und während der 7 Tage 2 Nachtschichten von 0 bis 4 Uhr im Infodesk übernommen, welche (zumindest bei Nacht) sehr ruhig sind, weshalb wir uns dabei die meiste Zeit mit unseren Laptops beschäftigen konnten.

Zusammengefasst kann ich JEDEM, der bereit ist ein paar Stunden für die Allgemeinheit zu opfern, bestens empfehlen beim nächsten Camp als Engel zu helfen. Je mehr Leute da sind, die immer mal kurzzeitig Arbeiten übernommen, desto weniger müssen alle anderen tun, und durch das kostenlose Essen kann man recht viel Geld sparen.

Jetzt aber zum Camp selber:
Tagsüber findet man die verrücktesten Projekte und Ideen vor, hört sich Vorträge zu den unterschiedlichsten Themen in 2 großen Flugzeughangars an, nimmt an Workshops teil, oder bastelt sich selbst etwas, zum Beispiel im großen Hardware-Hacking Zelt. Wer keine Lust hat in überfüllten Vorträgen zu sitzen, oder nebenbei noch etwas anderes machen will, kann sich die Vorträge auch einfach per Livestream auf dem Laptop oder Handy ansehen, dank High-Speed Internet bis ins Zelt und WLAN auf dem gesamten Gelände ist man dabei nicht ortsgebunden.
Bei den Vorträgen und Workshops ist wirklich für jeden etwas dabei gewesen, von unterhaltsam bis informativ kam hier jeder auf seine Kosten.
Umher schwirrende Drohnen und Modellflugzeuge runden das Feeling des Camps ab.

Bei Nacht ist die Kulisse dann einfach traumhaft. Die Beleuchtung des gesamten Geländes ist unbeschreiblich, selbst Discotheken können da kaum mithalten. Überall blinken Lichter, LEDs, Laser, Scheinwerfer, sogar die fliegenden Quadrokopter werden bei Nacht mit etlichen LED-Leuchten ausgestattet. Selbstgebaute LED-Controller werden in, mit Gas befüllten Ballons, platziert und über dem Gelände positioniert. Die Flugzeuge, Panzer und anderen Ausstellungsstücke werden mit sagenhafter Beleuchtung ausgestattet und  Lasershows werden über und auf dem gesamten Gelände gezeigt.
Überall steigen Partys, überall hört man musikalische Beschallung, sogar auf einem der Panzer wurde eine "Panzer-Lounge", also Sitzecke zum feiern und Chillen, aufgebaut.
Und da sag nochmal einer Nerds können nicht feiern!!

Allgemein ist auf dem Camp eine einzigartige Stimmung:
Jeder hilft jedem aus wo er kann, trotz großer Mengen Alkohol (und die Niederländischen Kollegen haben wohl auch andere Mittelchen mitgebracht ;) ) gab es kaum Ärger, was für eine 3.500 Leute Feier wohl einzigartig ist. Meines Wissens war die Polizei nicht ein einziges mal notwendig.
Der eine findet über Twitter innerhalb weniger Minuten Ersatz für seine kaputte SD-Karte, der nächste sitzt auf Schicht an einem der Helpdesks fest, und wünscht sich über Twitter einen Kaffee, welchen er binnen Minuten von einem Unbekannten gesponsert und vorbeigebracht bekommt.
Die meisten Leute haben ihre Technik (Laptops etc.) einfach offen stehen gelassen wenn sie mal weg gegangen sind, einige sogar über Nacht. Selbst einen Laptop, den jemand über Nacht im Hackcenter (großer Hangar) vergessen hat, konnte der Besitzer am nächsten Morgen unberührt wieder abholen, und auch mein Handy, welches mir offensichtlich einmal aus der Tasche gefallen ist, wurde im Infodesk abgegeben, wo ich es mir wieder abholen konnte.

Das waren nur ein paar Eindrücke von der Stimmung auf dem Camp, die in dieser Form wohl nirgends sonst möglich ist.

Amtssprache war Englisch und Deutsch, ich habe Besucher der unterschiedlichsten Länder vorgefunden: Deutschland, Schweiz, Österreich, Niederlande, Italien, Frankreich, USA, England, China, Japan, Russland, und viele weitere waren vertreten und haben friedlich zusammen gefeiert.

Ebenso verschieden war das Publikum: Von Schülern über Reporter, Anwälte, Hacker, Bastler, Amateurfunker, Software- und Hardwareentwickler bis hin zu Leuten (auch älteren Jahrgangs) aus ganz anderen Arbeitsrichtungen, die sich einfach mal etwas neue Technik ansehen wollten war dort alles vertreten.

Auch wenn das Wetter absolut nicht mitgespielt hat (immer wieder Starkregen und Stürme während des Aufbaus und des Camps selber), hat die Organisation des Camps sehr gut und ohne größere Unfälle funktioniert.

Ich empfehle JEDEM bei den nächsten Camps teilzunehmen, die sind einfach einzigartig.

Zuletzt möchte ich eine kleine Kostenrechnung aufstellen, um zu zeigen, dass das ganze auch für Schüler/Studenten machbar ist, wenn man ein wenig spart und als Helfer mitwirkt.
Hier meine Kosten für 7 Tage cccamp mit Reisekosten quer durch Deutschland:

Campticket (VVK):                                              140 €
Zugticket (Veranstaltungsticket):                      ~122 € (incl. Versand)
Verpflegung auf Campgelände:                      ~ 15 €
Einkauf bei Real (Dosenfutter + Getränke):       ~ 30 €
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Gesamtsumme für 7 Tage:                             ~307 €

Hier gibt es ein kurzes Video mit ein paar Eindrücken des Camps:


Natürlich zeige ich euch auch ein paar Bilder, hunderte weitere findet ihr unter https://secure.flickr.com/groups/cccamp11/. Die Nachtbilder können leider nur annäherungsweise die Lichteffekte rüberbringen, glaubt mir, vor Ort sind sie noch 100 mal besser!


(Die Bilder stammen von oben verlinkter Flickr Gruppe, sowie von http://1337.af und http://tim.jagenberg.info/2011/08/13/lucky-with-the-weather-and-interesting-talks/, da meine Kamera leider bei Nachtaufnahmen versagt, und ich keine Drohne für Luftbilder besitze.)

Zuletzt möchte ich noch eine Linksammlung für Artikel von Zeitungen/Onlinezeitungen über das Camp aufbauen. Wer noch weitere kennt, bitte in den Kommentaren hinterlassen, ich füge sie dann hier noch ein.

STERN.de (sehr gut)
dw-world.de (sehr gut)
zeit.de (auch sehr gut)
spiegel.de
faz.net 
sueddeutsche (auch wenn das Nerdklischee extrem dargestellt wird)

Wer noch gute Videos hat, bitte Link in den Kommentaren hinterlassen!

In diesem Sinne: Danke an den CCC, dass sie solche Events veranstalten, und den vielen Helfern, die das ganze ermöglicht haben!

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